6.1. Konzept


Wer nicht gut sehen kann, sollte kein Auto fahren! Wer kein Rechnungswesen hat sollte kein Unternehmen führen! Beide würden die Karre an die Wand fahren!

In Entwicklungsländern verfügen die durchschnittlichen Kleinstunternehmen aber nicht über ein ausreichendes Rechnungswesen, und ihnen kann auch keine große Bürokratie zugemutet werden. Gut funktionierende Kleinunternehmen sind aber ein wichtiger Faktor bei der Entstehung eines Mittelstandes. Ein breiter Mittelstand ist aber ein wichtiger Faktor in der Entwicklung einer lokalen Wirtschaft, die diese Länder von den Weltmärkten unabhängiger machen könnte. Eine stabile lokale Wirtschaft ist das effektivste Mittel zur Bekämpfung von Fluchtursachen.

Als nötige Informationen für eine gute Unternehmensführung werden die monatlichen Daten einer Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung und einer Kapitalflussrechnung angesehen, sowie eine einfache Kosten- und Leistungsrechnung mit Kostenartenrechnung (insb. mit der Erfassung kalkulatorischer Kosten), Kostenstellenrechnung (zur Kostenkontrolle) und Kostenträgerrechnung (für die Preis- und Produktpolitik) angesehen. Hieraus sollte es möglich sein, auch eine Planung für die Zukunft zu entwickeln. Die Erkenntnisse aus dem 5. Kapitel sollen aufgegriffen werden.

Es wird eingeschätzt, dass die Kleinunternehmer eine betriebswirtschaftliche Hilfestellung benötigen. Hierfür könnte von einer lokalen oder regionalen Genossenschaft eine mandantenfähige ERP-Software eingesetzt werden, die eine einfache Datenerfassung der Mitglieder aus einer Tabellenkalkulation einliest, sie automatisch verarbeitet und den Mitgliedern professionelle Auswertungen zur Verfügung stellt. Ein betriebswirtschaftlich ausgebildeter Mitarbeiter der Genossenschaft müsste sich die Auswertungen ansehen und die Mitglieder auf Chancen und Risiken aufmerksam machen.

Die Zielgruppe ist sehr stark an den Cashflows orientiert. Eine Buchhaltung in deutscher Tradition, die aus einer komplexen Buchhaltung eine Bilanz und GuV-Rechnung erstellt und daraus derivativ den Cashflow ermittelt, stößt aus Akzeptanzprobleme. Es soll der umgekehrte Weg gewählt werden, aus Cashflows in Verbindung mit einer Bilanz eine GuV-Rechnung abzuleiten. Dafür muss aber der Bestand des Anlagevermögens, der Vorräte, Forderung und Geldbestände sowie der Schulden aus der laufenden Geschäftstätigkeit und Finanzierungen ständig ablesbar sein. Es würde eine große Nähe zur einfachen Buchführung bestehen. Trotzdem soll auch eine einfache Kostenrechnung möglich sein.

Die Analyse der Wertschöpfungsprozesse aus der Abb. 22 auf Seite 95 und ihrer Verfeinerung in Abb. 23 auf Seite 96 ist zunächst auf den Kernbereich zu reduzieren, wofür dann Arbeitshilfen mit der Tabellenkalkulation angeboten werden sollen.

Abb. 52: Wertschöpfung und ERP (Kernbereich)

(Quelle: eigene Darstellung)


Damit sollen insgesamt die nötigen Daten erzeugt werden.